
PARKROYAL on Pickering, Singapore
Copyright: Patrick Bingham-Hall
Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen; sie ist der Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder eine soziale Gruppe handelt. Der biophile Mensch baut lieber etwas Neues auf, als dass er das Alte bewahrt. Er will mehr sein, statt mehr zu haben. Er besitzt die Fähigkeit, sich zu wundern, und er erlebt lieber etwas Neues, als dass er das Alte bestätigt findet. Das Abenteuer zu leben ist ihm lieber als Sicherheit. Er hat mehr das Ganze im Auge als nur die Teile, mehr Strukturen als Summierungen. Er möchte formen und durch Liebe, Vernunft und Beispiel seinen Einfluss geltend machen.
― (1973a: Anatomie der menschlichen Destruktivität, in: Erich-Fromm-Gesamtausgabe (GA) Band VII, S. 331.)
Was der Psychoanalytiker Erich Fromm 1973 als Biophilie definierte, findet zunehmend als Biophilic Design Eingang in Architektur und Innenarchitektur. Gerade Innenarchitekten verwenden unter Berücksichtigung der physischen, mentalen und emotionalen humanen Bedürfnisse menschenzentrierte Ansätze, die der Förderung von Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden dienen sollen.
Die Biophilie geht davon aus, dass der Mensch eine angeborene Neigung besitzt, Verbindungen zur Natur zu suchen. Der Begriff wird im Altgriechischen mit „Liebe zu Lebewesen“ übersetzt. Nachdem Erich Fromm den Begriff bereits umschrieben hatte, wurde er 1984 vom amerikanischen Biologen Edward O. Wilson in seiner Arbeit „Biophilia“ verwendet. Er vertritt die Meinung, dass die menschliche Neigung, sich auf die Natur und andere Lebensformen zu konzentrieren und sich ihnen anzuschließen, teilweise genetisch bedingt ist. Wilson etablierte zudem eine Naturschutzethik, die auf der angeborenen Beziehung des Menschen zur Natur fußt. Ergebnis ist kurzgefasst: Grundprinzip der Biophilie ist es, den Menschen mit der Natur zu verbinden und somit sein Wohlbefinden zu steigern.
„Biophilie ist die unterbewusste Naturverbundenheit des Menschen“, sagt Nash Emrich, technischer Experte bei Paladino & Co. Das Unternehmen berät Architekten und Baufirmen und unterstützt seine Kunden bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten. „Edward O. Wilson, der den Begriff in seinem Buch ‚Biophilia‘ popularisiert hat, hat das einmal so ausgedrückt: ‚Die Natur hält den Schlüssel zu unserer ästhetischen, geistigen, kognitiven und sogar spirituellen Zufriedenheit.‘ Je enger sich die Menschen mit der Natur verbunden fühlen, desto besser.“
Wie kann das in der Praxis aussehen? Bei der Gestaltung von Räumen werden Merkmale aus der Natur mit eingebracht, beispielsweise Wasser, Pflanzen, natürliches Licht oder authentische Materialien wie Holz und Stein. Diese Integration natürlicher Elemente in die gebaute Umwelt reduziert Stress, fördert Kreativität und beschleunigt Heilung. Zu den möglichen Vorteilen zählen unter anderem verringerte Herzfrequenzvariabilität und Pulsfrequenzen, verringerter Blutdruck und erhöhte Aktivität in unserem Nervensystem. Kürzlich bestätigte auch ein Forschungsteam an der kalifornischen Stanford University, dass Spaziergänge in der grünen Natur das seelische Wohlbefinden verbessern. Man weiß zudem, dass Patienten im Krankenhaus schneller gesunden, wenn sie vom Bett aus in die Natur schauen. Schüler*innen lernen bei natürlichem Tageslicht besser lernen und Personen, die in Büros mit Zimmerpflanzen arbeiten, seltener erkranken. Zudem leiden Menschen in einer natürlichen Umgebung seltener an Angstzuständen und denken positiver. „Ein naturverbundenes Leben bringt körperliche, geistige und soziale Vorteile“, erläutert Brendan O’Grady, Vice President beim texanischen Architekturbüro CallisonRTKL, das bereits bei vielen Projekten biophile Gestaltungsprinzipien genutzt hat.
Die biophile Gestaltung von gebauter Umwelt ist auch deshalb so wichtig, weil heute die meisten Menschen etwa 80 bis 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen verbringen – zuhause und am Arbeitsplatz. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis 2030 nahezu 60 Prozent der Weltbevölkerung in großen Städten leben werden. Das wird eine zunehmende Sehnsucht nach Naturverbundenheit mit sich bringen. Dank biophiler Konzepte und botanischer Gestaltungen können die Menschen innerhalb urbaner Strukturen wieder eine visuelle Beziehung zur Natur aufnehmen. Das haben Weltkonzerne wie Apple, Google und Amazon erkannt und investieren in Biophilic Design.
Doch es reicht natürlich nicht, ein paar Grünpflanzen ins Büro zu stellen. Ein biophiles Konzept erfordert Hintergrundwissen und muss durchdacht angegangen werden. Für eine durchdachte biophile Gestaltung hat die auf umweltfreundliche Bauvorhaben spezialisierte Beratungsfirma Terrapin Bright Green 14 Elemente biophiler Architektur definiert. Dazu gehören visuelle und nicht-visuelle Verbindungen zur Natur (Fenster mit Aussicht ins Grüne bzw. Geräusche, Gerüche, haptische/geschmackliche Reize); dynamische und diffuse Beleuchtung (wechselnde Licht- und Schattenintensitäten); materielle Verbindungen zur Natur (naturbelassene Werkstoffe und Elemente) sowie biomorphe Formen und Muster (Muster und Texturen, die aus der Natur bekannt sind). So erweist sich biophile Architektur als einfach Idee, die in ihrer Umsetzung komplex ist. Doch es lohnt sich: Die Arbeit wird effektiver und schöner, das Wohlbefinden wird gesteigert – und auch der Umwelt ist gedient.
Mit Produkten von emco lässt sich eine biophile Umgebung hervorragend unterstützen. Insbesondere das biodynamische Licht, das die Büroleuchten der Serie Novus Attenzia erzeugen, unterstützt dank der Human-Centric-Lighting-Technologie den natürlichen Tagesrhythmus: Sie übernimmt die Funktion des Tageslichts in künstlich beleuchteten Räumen und stellt sich mit einer Farbtemperatur von 2.700 bis 6.500 Kelvin flexibel auf die Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz ein. Auf diese Weise werden Leistungskraft und Zufriedenheit gefördert.
Darüber hinaus lässt sich direkt bei Ankunft am Gebäude eine natürliche Atmosphäre mit bedruckten Eingangsmatten erzeugen, deren Motive frei wählbar und auf das Gesamtkonzept abstimmbar sind – ob Blüten, Blätter oder einfach mit den Naturelementen im Gebäude abgestimmte Farben.
Im Oktober war emco Bau Aussteller auf der ARCHITECT@WORK in Berlin. Eine rundum erfolgreiche...
Mehr erfahrenVor mehr als 1.200 Jahren machte Karl der Große Aachen zum Mittelpunkt seines sagenhaften Reiches....
Mehr erfahren