Wir treffen Daniel Schneider vom Architekturbüro Monoplan beim Fachsymposium „Trends im Hoteldesign“ in Hamburg, wo er zum Thema„ Architektur, Interior Design und Branding“ referiert. Mit Büro in Zürich und Lehrauftrag in Heilbronn sowie internationalen Projekten ist er sozusagen „auf der Durchreise“ – seine nächsten Ziele: Dubai und Oman. Wir sprachen mit ihm über Destinationen, Hotelkonzepte und Vermarktung.

Welche Rolle spielt Architektur Ihrer Meinung nach für den Erfolg von Hotels?

Architektur setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Zum einen wäre da die funktionale Ebene, das heißt: Architektur, die nicht funktioniert, ist auch sehr hinderlich für ein Hotel. Architektur, die funktioniert – für den Gast, für den Betreiber, für den Investor  – ist ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche Projekte. Sie darf aber auch nicht überbewertet werden, es sei denn sie ist relevant. Das heißt: Die Architektur kann ein wichtiges Mittel für die Positionierung eines Hotels sein, wenn sie quasi ein „Leuchtturm“ sein soll. Sie kann aber auch hinderlich sein, wenn sie nicht dem Zweck einer Hotelimmobilie dient.

 

Architekt Daniel Schneider vom Züricher Büro Monoplan

Das Bauhaus-Hotel „Haus des Volkes“ in Probstzella unterscheidet sich sehr von den Hotelkonzepten, die wir heute gesehen haben. Ist es zukunftsfähig?

Es ist eine Nische, wie es sie immer gibt. Ich glaube, Nischen werden auch in Zukunft erfolgreich sein. Das bedeutet, dass es das Hotel für eine bestimmte Zielgruppe an einem bestimmten Ort gibt, so dass wir eine Fragmentierung des Marktes haben werden; dass es auch einzelne architektonische Teil-Konzepte geben wird, die erfolgreich sind. Als generell erfolgreiches Konzept würde ich dieses Haus aber wahrscheinlich nicht sehen. Ich denke jedoch, als ein Segment kann auch ein solches Produkt durchaus erfolgreich sein. Spezifisch.

Branding und Vermarktung – wie beziehen Sie diese Themen in Ihre konzeptionelle Arbeit ein?

Ganz wichtig für uns ist: Die Architektur ist kein Selbstzweck. Es gibt vielleicht Projekte, Architekten oder auch Entwürfe, die sich selbst genug sind oder aus sich selbst heraus entstehen. Für uns ist eher die Frage: Wer ist der Nutzer, was ist das Ziel, wer ist die Zielgruppe. Also: Wie vermarkte und positioniere ich mein Produkt, mein Hotel? Und daraus ergibt sich dann – sozusagen von innen heraus – eine architektonische Sprache, die dem gerecht wird. Also nicht von außen nach innen, sondern von der Nutzung, von der Positionierung, der Vermarktung, dem Kunden letztendlich heraus entwickelt sich die Architektur. Das machen nicht alle so, aber für uns ist das ein ganz wichtiger Bestandteil und Erfolgsfaktor für unsere Projekte.

Daniel Schneider während seines Vortrags in Hamburg

Gibt es in Ihrem Portfolio vielleicht ein Lieblingsprojekt?

Es gibt eine ganze Reihe von tollen Beispielen. Es gibt einerseits Kettenhotels, über die auch hier schon gesprochen wurde, das sind solche mit mehreren am Markt befindlichen Häusern bis hin zu ganz großen wie Marriott. Die arbeiten natürlich sehr stark mit Claims und haben auch schon ein starkes Image. Aber es gibt auch kleinere Produkte, die vielleicht eher familiengeführt sind – oder eine ganz kleine Boutique-Kette, die muss sozusagen noch einen Claim entwickeln und braucht noch eine „eigene DNA“, die wir entwickeln müssen. Ich muss aber gestehen, da habe ich keins, das mir persönlich das liebste ist. Ich bin flexibel und schaue mir viele Projekte an, von ganz klein bis sehr groß.

 

Wie gehen Sie im Team neue Projekte an?

Es gibt nicht nur einen Erfolgsweg. Generell versuchen wir immer, die Storyline, also den roten Faden, sowie den Nutzer und das Nutzungsziel in den Mittelpunkt zu stellen. Das heißt, dass wir uns zuerst überlegen: Wer soll der Gast sein? Was sind seine Bedürfnisse? Was für USPs oder Highlights braucht er? Welche Trends gibt es möglicherweise für diesen Bereich? Und aus diesen Faktoren entwickeln wir einen roten Faden, übertragen ihn aufs Interior Design und bestenfalls auch in die Architektur. Architektur kann ein Teil der Story sein. Dann ist es vielleicht tatsächlich etwas, was von außen nach innen kommt. Das ist aber bei Hotels in den seltensten Fällen so. Die Elbphilharmonie ist so eine Ausnahme. Da prägt das Äußere das Gesamtprodukt sehr stark, auch die Hotelzimmer etc. Aber meistens ist es eher anders herum bzw. sollte anders herum sein.

Storytelling ist ja ein Riesenthema. Ebenso Social Media. Hier war heute auch die Rede davon, dass es gar nicht so sehr um Instagram und Co. geht, vielmehr um Erinnerungen, die dauerhaft im Herzen bleiben. Was sagen Sie dazu?

Das ist eine sehr schöne, fast schon romantische Sichtweise, die mir persönlich sehr gut gefällt. Ich fürchte aber leider, dass unsere digitale Welt und unsere aktuelle Schnelllebigkeit so nicht funktionieren. Ich denke, es ist jetzt so und wird in Zukunft noch mehr so werden, dass es sehr wichtig ist, den digitalen Mainstream und die digitalen Medien und Kommunikationsplattformen bedienen zu können. Was man dann selbst daraus mitnimmt, ist natürlich ein Teil Erinnerung. Das ist ja auch in der digitalen Welt so abgebildet. Jeder von uns hat wahrscheinlich auf seinem Smartphone viele Fotos, auch die privaten, das ist heute einfach „convenient“. Und was „convenient“ ist, setzt sich meist durch.

Motel One, Zürich (Schweiz)

Waldhotel Bürgenstock, Ennetbürgen (Schweiz)

The Dunloe, Killarney (Irland)

Wo finden Sie persönlich es „convenient“, also wo steigen Sie auf Reisen am liebsten ab?

Das ist eine spannende Frage, die mir oft gestellt wird. Ich unterscheide da sehr stark: Wenn ich geschäftlich reise, ist das Ziel, in jeder Nacht in einem anderen Hotel zu übernachten und möglichst viele Sachen anzugucken, auch Restaurants und Bars zu sehen und zu testen.  Wenn ich privat Urlaub mache, ist es mir zu stressig, jeden Tag das Hotel zu wechseln. Dann suche ich mir eher interessante Locations aus, also geografisch. Ich suche mir eine interessante Stadt, ein Land, also eine Destination, aus und gucke dann da nach einem Ort zum Verweilen – Location-bezogen. Bei geschäftlichen Reisen schaue ich mir vor allem Produkte an und wie sie funktionieren. Privat reicht das vom Stangl-Wirt in Österreich bis zum Six Senses in Oman – oder auch ganz einfachen Hotels. Wenn der Ort interessant oder schön ist, kommt es auf das Reiseziel an und nicht auf das Hotel.

Was fällt Ihnen zum Thema Entreegestaltung ein?

Das ist wie bei einem Vorstellungsgespräch. Die ersten 15 Sekunden sind entscheidend. Jeder, der solche Gespräche – zumindest für leitende Positionen – schon geführt hat, weiß, dass der allererste Eindruck des Hallo-Sagens, der Begrüßung eigentlich schon „do or die“ bedeutet. Es ist ganz schwierig, den schlechten Auftakt zu verbessern, es ist aber auch fast unmöglich, einen guten Auftakt noch zu verderben. Das Gleiche gilt eigentlich für Hotels. Ich glaube nach wie vor, dass es ganz entscheidend ist, wie ich willkommen geheißen werde und das Hotel dabei wahrnehme. Den Eindruck danach kann man notfalls noch retten, aber es kostet viel Kraft – und wenn ich es schon gut gemacht habe am Anfang, dann hilft mir das auch, diesen positiven „Flow“ im Hotel fortzusetzen. Von daher ist der Auftakt, der Anfang sowohl funktional, aber auch vom „Sense of Arrival“ ganz wichtig. 

Die Architektur kann ein wichtiges Mittel für die Positionierung eines Hotels sein.

Daniel Schneider

Über Architektur, Interior Design und Branding

Ein Gespräch mit Daniel Schneider

Senior Partner & Gründer des Architekturbüros Monoplan

Ihr Statement zum heutigen Fachsymposium?

Fachsymposien sind immer spannend. Zum einen haben sie immer ein bisschen Klassentreffen-Feeling, denn man trifft sehr viele bekannte Gesichter, Kollegen, Begleiter des Marktes. Es herrscht immer eine rege Diskussion der Teilnehmer. Manchmal ist es auch ein bisschen wie ein verschworener Zirkel von Experten, aber trotzdem immer spannend zu hören, was andere machen, was für Produkte und Neuheiten entstehen – es gibt dazu einen Austausch auf hohem Niveau. Manchmal fehlt vielleicht ein bisschen der „Otto Normalverbraucher“. Auch dessen Sichtweise auf die Dinge wäre zuweilen interessant. Also durch die Nutzerbrille statt durch die Profibrille zu sehen.

Über Daniel Schneider

Daniel Schneider, Dipl.-Ing. Architekt SIA, gründete 2008 zusammen mit Philip Wohlfarth das Büro Monoplan in Zürich. Heute zählt Monoplan über 40 Architekten, Interior Designer, Grafiker, Bauzeichner, Planer, Entwickler, Kreative und Visionäre. Zu den aktuellen Referenzen im Hotelsegment gehören das Motel One Zürich und Basel, das Waldhotel Bürgenstock in Ennetbürgen, das Ruby Zürich, das Grand Hotel Rhodania in Crans Montana, das Hotel Atlantis by Giardino und das The Dunloe Killarney Irland. Schneider lehrt neben seiner Architektentätigkeit an der Hochschule Heilbronn.

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