

Die Arbeit im Homeoffice spart Kosten, steigert die Produktivität und kann gut für die Umwelt sein. Doch gibt es auch Nachteile? Nicht jeder arbeitet gern im Homeoffice, oder? Ein Gespräch mit Ute Hoppe, Corporate Architecture Expert bei der emco Group.
Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in der Pandemiezeit verändert?
Die Veränderung war sehr stark spürbar. Als die ersten Messen abgesagt wurden, war das Beben, das um die Welt ging, nicht mehr zu leugnen – nie zuvor habe ich in meiner über 20-jährigen Tätigkeit als Innenarchitektin erlebt, dass eine Messe von der Messegesellschaft abgesagt wurde. Jetzt aber wurden lang ausgeklügelte Messekonzepte zu den Akten gelegt und konnten leider nicht umgesetzt werden. Eine Woche vor Start der Light+Building 2020 in Frankfurt wurde das bereits fertig produzierte Messematerial eingelagert und konnte nicht aufgebaut werden. Das war bitter. In den nächsten Monaten fuhren wir im Bereich Messen nur noch auf Sparflamme. Immer wieder wurde vorsichtig etwas angedacht und geplant, was dann aber doch nicht umgesetzt wurde.
Zum Glück konnte ich mich dann an einem lang verschobenen Projekt gestalterisch austoben: In unserem Kunden- und Schulungszentrum entstand ein neuer großer Showroom für die emco Group. Auch im digitalen Bereich wurde verstärkt gearbeitet – so erstellten wir eine Landingpage mit einem virtuellen Messestand für die Orgatec 2020.
An eine reale Messeteilnahme in Köln war nicht zu denken. Aber im Internet konnten sich Interessenten dennoch über unsere neuesten Produktentwicklungen informieren. Als bei den Kolleginnen im grafischen Bereich verstärkt Aufträge anfielen, habe ich sie z. B. bei Entwürfen für Teppichmatten unterstützt und meine Kenntnisse dort vorangebracht. Mein Arbeitsumfeld verschob sich, wie bei vielen Kolleg*innen, nach Hause. Ich zog ins Homeoffice, worüber ich in der aktuellen Situation natürlich sehr froh war. Dort konnte ich zumindest meine drei Kinder beim Homeschooling betreuen, was uns leider nicht immer so gut gelang.
Welche Auswirkungen hat die Arbeit im Homeoffice auf Ihre Produktivität?
Man ist morgens natürlich viel schneller mitten im Geschehen. Weg vom Frühstückstisch, Kinder verabschieden und schwupps – schon sitzt man an seinen E-Mails oder Projekten. Ohne großes Hallo und Guten Morgen starte ich so mit der Arbeit. Viel konzentrierter und ohne Ablenkung von Umgebungsgeräuschen sitze ich dann in meinem ruhigen Homeoffice und brüte über neuen Gestaltungsvorschlägen.
Das ist natürlich erst einmal viel produktiver als im Büro, wo man die Gespräche der Kollegen mithört oder von direkten Anfragen unterbrochen wird. Aber jede Arbeit – vor allem die kreative – brauchte den Austausch und die Rückmeldung von anderen Personen. Und so bemerke ich oft einen Ideenschub, wenn ich wieder im Büro bin und kurze Rücksprache mit anderen halten kann. Außerdem bekommt man unheimlich viel nebenbei von der Arbeit der anderen mit. Das wiederum gibt mir oft Impulse für meine eigenen Projekte und ermöglicht oft erst überhaupt, das Große und Ganze hinter Kampagnen oder Maßnahmen zu verstehen.
Wie verändert die Arbeit im Homeoffice Ihr Privatleben – welche Vor- und Nachteile sehen Sie?
Das müsste man einmal meine Kinder fragen … ;) vor allem die Großen schätzen es nicht unbedingt, wenn ich nach der Schule bzw. nach der Ausbildung schon zuhause bin! Aber ehrlich gesagt war ich noch nie so lange am Stück im heimischen Umfeld. Mit 30 Stunden Arbeitszeit in der Woche und mehreren Messebesuchen im Jahr war mein Zeitmanagement zwischen Familie und Beruf oft sehr angespannt und eng. Da brauchte ich stets ein stabiles Netz aus Familie, Freunden und Nachbarn.
Jetzt lässt sich alles viel besser miteinander vereinbaren, und stressigere Zeiten wechseln sich mit leichteren Phasen ab, in denen man nicht hektisch ins Büro stürzen muss. Ein Nachteil ist sicher die klare Trennung von Beruf und Familie. Wenn der Laptop stets in der Nähe lauert, besteht schnell die Gefahr, noch einmal die E-Mails zu checken – ganz großer Fehler!
Wie sieht Ihre Traumvorstellung vom Arbeiten aus: lieber im Büro mit den Kollegen, zuhause oder in einer Mischform?
Eine Mischform ist klar mein Favorit! Je nach Terminen oder Aufgaben kann ich jetzt wählen, ob ich zuhause im stillen Kämmerlein oder im belebenden Umfeld bei den Kollegen arbeiten möchte. Wunderbar, dass es diese Möglichkeiten für uns gibt.
Fühlen Sie sich gut gerüstet für digitales Arbeiten?
Ja, es ist alles da, was ich für meine Arbeit brauche: ein leistungsstarker Laptop mit der aktuellen Version meines 3D-Programmes. Dazu die Anwendungen der Creative Cloud, die gängigen Office-Programme und PC-Telefonie. Zur wichtigsten Anwendung des täglichen Austausches ist sicher Teams geworden, Termine und kurze Absprachen funktionieren meist problemlos und gut.
Welche Auswirkungen hat das neue Arbeitsmodell auf Ihre Beziehung zum Unternehmen?
Ich finde es gut, dass die emco Group ihren Angestellten dieses Arbeitsmodell in der Corona-Krise recht schnell möglich gemacht hat. Wir konnten uns wirksam vor einer hohen Ansteckungsgefahr im Unternehmen schützen, und vor allem wir Mütter konnten bei unseren Kindern bleiben, als auf einen Schlag alle Schulen geschlossen wurden. Somit hat man das Gefühl, eine weitere große Krise mit bzw. im Unternehmen überstanden zu haben.