

Eine Wettbewerbsstätte der besonderen Art: Zur faszinierenden kambodschanischen Architektur der 1960er-Jahre gehört unter anderem das Stadion der Hauptstadt Phnom Penh mit seinen klaren Formen und einer einzigartigen Konstruktion aus Beton. Es ist das Chef d'Œuvre des kürzlich verstorbenen Vann Molyvann – des wichtigsten Architekten der sogenannten Khmer-Moderne.
Tausende beeindruckende Betonbauten der Khmer-Moderne sind im ganzen Land Kambodscha zu finden, doch sie werden immer weniger, denn sie müssen Platz machen für Neues. Die bemerkenswerte architektonische Epoche dauerte nur ein paar Jahre: Sie begann 1953 mit der Unabhängigkeit Kambodschas und endete mit der Herrschaft der Roten Khmer 1975.
Ab 1953 musste die Infrastruktur des Landes aufgebaut werden – König Sihanouk wünschte sich architektonische Ikonen für die junge Nation. Anfänglich bestand das Problem, dass es weder ausgebildete Architekten noch eine Bauindustrie gab. Doch schon bald kehrten studierte Fachleute aus dem Ausland zurück und brachten die Ideen der westlichen Moderne mit. Statt einfach zu imitieren, schufen sie etwas völlig Neues, eine Architektur, in der westliche und kambodschanische Elemente einfließen. In der Folge entstanden zahlreiche moderne Bauwerke mit dreieckigen Fenstern oder solche, die – wie die klassischen kambodschanischen Wohnhäuser – auf Stelzen stehen.
Fotos: © Luke Duggleby
Vann Molyvann, der in Paris studiert hatte, war stark von Le Corbusier beeinflusst, aber ebenso von den architektonischen Traditionen des Landes Kambodscha. So ähnelt der Grundriss des Stadions der berühmten Tempelanlage von Angkor Wat. Die Sporthalle beispielsweise, deren quadratisches Dach auf vier massiven Pfeilern liegt, ist an eine Anordnung von vier Höfen angelehnt, die man passiert, um zum eigentlichen Tempel zu gelangen. Das Stadion war ein echtes, Architektur gewordenes Prestigeobjekt, an dem sämtliche Staatsgäste vorbeigefahren wurden, die am Flughafen ankamen. Eine der klugen Entscheidungen Vann Molyvanns war es, die Flächen rund um das Stadion nicht zu versiegeln, damit Wasser ungehindert versickern kann. Dem tropischen Klima angepasst sind darüber hinaus in der Khmer-Moderne verschattete Fassaden und natürlicher Durchzug. Während die meisten Gebäude den Terror der Roten Khmer überstanden, begann ihre Zerstörung erst Anfang dieses Jahrtausends. Wer also die Bauwerke der Khmer-Moderne sehen möchte, sollte sich beeilen.
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