
Fotos: Patrycia Choiej, Yurika Kono
Der Bedarf an Wohnraum in urbanen Gebieten steigt und steigt. Das Zauberwort heißt hier Nachverdichtung. Dächer werden aufgestockt, Parkplätze in Baugrundstücke umgewandelt, leerstehende Räume neu genutzt und Lücken gefüllt. Gerade im Baulückenschluss entstehen elegante und ideenreiche Bauwerke. Wir stellen ein paar interessante Beispiele vor.
Im Jahr 2019 drängen sich gut 38,5 Millionen Menschen im Großraum Tokio, davon etwa 9,6 Millionen im Kernbereich der Stadt. Das bedeutet, dass ein Viertel der japanischen Bevölkerung auf knapp vier Prozent der Landesfläche lebt. Umso erstaunlicher ist es, wenn immer wieder auf kleinster Grundfläche Einfamilienhäuser entstehen wie das Waseda-Haus von Suzuko Yamada Architects – ein hohes, schmales Haus für ein Ehepaar mit zwei Kindern. Der moderne Vertikalbau ist in einem alten Wohngebiet von Tokio entstanden, nicht sehr weit entfernt vom lebhaften Studentenviertel Waseda. Herzstück des Familienheims ist eine große Wendeltreppe, die zugleich als Erweiterung verschiedener Bereiche dient. Die Treppengestaltung ist angelehnt an die von Lina Bo Bardi für das Kunstmuseum im brasilianischen Bahia entworfene Treppe. Allerdings wurde in Tokio als Material Stahl statt Massivholz gewählt. Die breiten Stufen dienen auch als zusätzliche Bodenfläche und laden zum Sitzen und Entspannen ein. Darüber hinaus fungiert sie dank mehrerer Oberlichter als überdachte Terrasse und verlängert einzelne Räume als Tisch oder Stuhl. Eine sehr smarte Lösung zur optimalen Raumnutzung – dabei komfortabel für die Bewohner.
Das spanische Guadalajara ist hinsichtlich der Einwohnerzahl die viertgrößte Stadt von La Mancha und zählt zu denen, die sich aufgrund ihrer Nähe zu Madrid in den letzten Jahren am meisten ausgedehnt haben. Sie liegt keine 60 km von Madrid entfernt, etwa 20 Fahrtminuten mit dem Schnellzug. Inmitten des Zentrums der wachsenden Stadt wurde durch Abriss eines alten Gebäudes eine Baulücke frei, die das Architekturbüro Taller Abierto geschickt zu nutzen wusste. Auch hier waren die Bauherren Eheleute mit zwei Kindern. Aufgrund des Alters der Familienmitglieder, die das Haus gemeinsam bewohnen wollten, sollten drei Wohneinheiten innerhalb der Gebäudehülle entstehen, die sowohl das Zusammenleben als auch eine gewisse Unabhängigkeit gewährleisten sollten. Jeder Wohneinheit wurde ein Stockwerk zugewiesen, wobei die Wohnräume nach Süden, die Schlafräume Richtung Norden angeordnet sind. Jede Ebene verfügt über einen großen sonnigen Außenraum: einen Innenhof im Erdgeschoss und zwei große Terrassen in den oberen Stockwerken. Um sie optimal nutzen zu können, wurde eine Reihe von Pergolen entworfen, die im Sommer Schatten spenden. Eine generationenübergreifende Lösung mit einer gelungenen Mischung aus Zusammenleben und Autarkie.
Singapur wächst und wächst – doch aufgrund der Insellage lässt sich der Stadt nicht einfach ins Umland ausdehnen. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde aus einem Entwicklungsland eine Bankenmetropole und beliebte Touristenattraktion. Um dem daraus resultierenden Ansturm gerecht zu werden, wird seit Jahren Land aufgeschüttet, beispielsweise für den internationalen Großflughafen Changi. Doch natürlich wird auch in die Höhe gebaut, um den begrenzten Platz optimal auszunutzen. Eine besonders intelligente Version der Hochhaus-Siedlung ist das „Interlace“ (Ole Scheeren / OMA). Mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 170.000 qm wird bietet die Bebauung 1.040 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe mit ausgedehnten Außenbereichen und einer gediegenen Landschaftsgestaltung. Die Hochhäuser wurden in diesem Fall einfach hingelegt: 31 Wohnblöcke, jeweils sechs Stockwerke hoch, wurden in sechseckiger Anordnung gestapelt und bilden so acht offene Höfe – ein vertikales Dorf mit kaskadenartig angeordneten Himmelsgärten und privaten und öffentlichen Dachterrassen. Eine innovative Alternative zu den sonst in Singapur üblichen Wolkenkratzern.
Die Hauptstadt Mexikos, Mexiko-Stadt, ist das bedeutendste Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes. Die städtische Agglomeration mit mehr als 15 Mio. Menschen gehört zu den größten der Erde. Das ungezügelte Wachstum der Stadt und ihrer Trabantenstädte, unter anderem durch den massiven Zuzug mittelloser Landbevölkerung, hat neben vielen anderen Problemen auch zu Wohnungsnot geführt. Auf der einen Seite entstehen illegale Elendsviertel, auf der anderen spektakuläre Hochbauten. Einer davon wurde 2018 mit dem Internationalen Hochhauspreis gewürdigt. Einem Preis, der unter anderem innovative Hochhäuser weltweit in einer Zeit zunehmender Stadtverdichtung als immer wichtiger werdende Bauform thematisieren soll. Der ungewöhnliche Büroturm „Torre Reforma“ von Architekt Benjamín Romano wirkt zunächst trutzig-verschlossen, aber die Südwestfassade des dreieckigen Turms zeigt sich luftig und offenbart eine spektakuläre Aussicht auf die rasant wachsende Metropole. Obwohl der Turm im Gegensatz zu den meisten anderen in der Region massiv gebaut wurde, hielt er bereits einem mittelstarken Erdbeben stand. Ein beeindruckendes Bauwerk in ungewöhnlicher Form.
Durch die zunehmende Stadtverdichtung wird es immer wichtiger, platzsparend zu planen und vorhandene Räume geschickt zu nutzen – auch innerhalb der Gebäude. Mit den Funktionsmodulen ASIS von emco lassen sich Bäder besonders funktional und auf vielfältige Art ausstatten. Bündig und kompakt fügen sich die Module in die Wand und schaffen individuell gestalteten Stauraum, ohne viel Platz einzunehmen.
Im Oktober war emco Bau Aussteller auf der ARCHITECT@WORK in Berlin. Eine rundum erfolgreiche...
Mehr erfahrenVor mehr als 1.200 Jahren machte Karl der Große Aachen zum Mittelpunkt seines sagenhaften Reiches....
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